CD des Monats: OF MONSTERS AND MEN - My Head Is An Animal

Eigentlich hatte ich ja schon eine CD des Monats gekürt (die kanadischen True Kreischmetal-Freunde von 3 Inches Of Blood), aber jetzt muss doch noch ein Nachschlag her. Ja, und der kann nicht bis Mai warten, denn es eilt. Ich befürchte nämlich, dass Of Monsters And Men demnächst hier einschlagen werden wie eine Bombe.

Die übelsten "Nossa! Nossa!"-Radiostationen werden die Songs runterdudeln bis zum Exzess, alle werden "Oh" und "Ah" und "Mei, wie süß und knuddelig" rufen, nicht wirklich vermisste Lena Meyer-Landrut-Fans aus der Versenkung zurückkehren und die Sängerin Nanna Bryndís Hilmarsdóttir ob ihrer stimmlichen Ähnlichkeit bedrängen. Die hoch kritischen Musikbesprecher, die jetzt noch freudig Höchstnoten ziehen, werden sich beschämt und schmollend in ihr elitäres Eckchen zurückziehen und für das Nachfolgealbum nur noch maximal 4 von 10 Punkten geben, egal wie es klingen mag. Von daher muss ich diese kurze Zeitspanne nutzen, in der dieses kleine Juwel namens "My Head Is An Animal" noch nicht zu tief ins Bewusstsein der radiohörenden, Castingshows gar nicht so schlecht findenden Klientel gelangt ist und dort vom Massengeschmack zu einem kleinen rosafarbenen Klumpen abgelutscht wird.

Aber der Reihe nach. Of Monsters And Men sind eine sechsköpfige Band aus Islands Hauptstadt Reykjavik, My Head Is An Animal ist ihr Debüt, erschien bereits im September 2011 in Island, die Single "Little Talks" hielt sich dort mehrere Wochen auf Platz Eins der Single-Charts. Die Musik kommt ohne technischen Schnickschnack aus, ist handgemacht und mit Folkelementen angereichert. Neben der erwähnten Sängerin erfreut Ragnar Þórhallsson mit angenehmem Gesang, bei vielen der Tracks singt gleich die gesamte Truppe im Chor und gibt dabei stimmlich und atmosphärisch alles. Wer in diesem Moment an Mumford And Sons denkt, sollte umgehend mit dem Lesen dieses Reviews aufhören, in den nächsten Plattenladen stapfen bzw. die Maustasten für den digitalen Download ölen, denn der Vergleich trifft es wie Vulkanasche auf Insel. Auch Fans von Arcade Fire dürfen bedenkenlos investieren.

Was macht nun die Faszination dieser Musik aus? Sie geht ins Ohr, fühlt sich gut an, man singt Textstellen mit, ist relaxt und irgendwie scheint die Welt für diese Momente gar nicht mal so schlecht zu sein. Wer wie ich beim Rasenmähen schon mal zu Mumford And Sons "Sigh No More" die lang gezogenen Worte "I'M SOOOOOOORY" Richtung Grün gebrüllt und dabei verwunderte Blicke des Nachbarn geerntet hat, weiß, wovon ich rede. "Dirty Paws" mit seinem Chor entlockt mir die selben Reflexe, "King And Lionheart" lässt mich dauernd "Lionheart, Lionheart" kieksen (und irgendwie will ich dann auch sofort den Film "Where The Wild Things Are" in den Blu-ray-Player legen). Bei "Little Talks" muss nur die Trompete einsetzen, schon schunkele ich mit und raune "Du kleiner, fieser Feelgood-Hit". "Your Bones" = glückselig machendes La La La La La. "Six Weeks" - rockt und stapft. Jeder der insgesamt 12 Songs hat seine starken Momente, es gibt immer Neues zu entdecken und wer darunter nichts für sich findet, ist ein herzloser, gefühlskalter Klotz. Eine Umschreibung, die ich hinsichtlich meiner musikalischen Präferenzen eigentlich für mich gepachtet hatte - aber Of Monsters And Men treffen selbst mich in der Seele.

Wenn demnächst die Media Control Charts aktualisiert werden, bitte dran denken: Ich habe gewarnt!


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