Seriencheck (78)

Lossd misch met Karneval in Ruh'
Ruf isch dem närrisch' Volke zu
Gebor'n als Rosenmontagskind
Das hier mei Feierstunde sind:

Dem Schunkeln vorzieh'n allemool
Tu isch die Show Better Call Saul
Die Umzüüch gugg isch' eher net
Nur die mit Zombies, Walking Dead

So mancher macht sich heut' zum Affe
Mir macht 12 Monkeys mehr zu schaffe
Die Handlung springt von Jahr zu Jahr
Das kriegt ma jo im Kopp net klar

Den Cowboyhut halt' isch bereit
Wenn Raylan Givens justified
Es grölt der Narr, es schreit der Jeck
Nun folgt e neuer Seriencheck

NEUSTARTS

BETTER CALL SAUL (SEASON 1)


Die Breaking Bad-Kollaborateure Vince Gilligan und Peter Gould erzählen die Geschichte vom Werdegang des erfolglosen Anwalts Jimmy McGill zum zwielichtigen Rechtsausleger Saul Goodman. Mit Bob Odenkirk und vielen anderen irgendwoher bekannt vorkommenden Gesichtern.

Natürlich DIE Show mit den größtmöglichen Erwartungen im Vorfeld und das nicht nur bei Freunden des babyblauen Crystal Meths. Ist das nun besser als Walter Whites Transformationsgeschichte oder eher ein dünn aufgekochter Schnellschuss unterm Laborkittel? Nach zwei Folgen kann ich reinen Gewissens sagen: Das Ding ist gut und wird Fans keinesfalls enttäuschen. Dafür sorgen nicht zuletzt schon die ganzen schönen Reminiszenzen an die Mutterserie. Endlich wieder Ausflüge in die Wüste rundum Albuquerque, endlich wieder faszinierend komponierte Kameraeinstellungen und Bilder, endlich wieder Saul und andere Figuren, deren Erscheinen dem Fan ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Moment, hatte ich da oben was von "gut" geschrieben? Nicht großartig, toll, umwerfend grandios? Richtig. Denn ein bisschen Luft nach oben geht durchaus noch. Bei der ersten Episode fand ich den Einstieg zwar schlicht überragend, den späteren Erzählstrang um den mysteriösen älteren Bruder Chuck allerdings etwas langatmig. Die tags darauf laufende zweite Folge konnte allerdings schon eine Wertungsstufe mehr einheimsen und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Show jemals von diesem Qualitätsniveau abfallen wird. Überhaupt scheint "Better Call Saul" einen weiten Erzählbogen zu spannen, ich hatte eigentlich mehr an etwas wie "Saul Goodmans schräge Fälle der Woche" gedacht. Soll mir allerdings recht sein.

WERTUNGSDURCHSCHNITT (nach zwei Episoden): 5,30 Punkte (gut)
TENDENZ: sehr gut - überragend 
GUCKLISTENSTATUS: Hohes Gericht, ich fühle mich von dieser Frage in meiner Berufsehre beleidigt

12 MONKEYS (SEASON 1)


Der Syfy-Channel bedient sich des Filmklassikers "12 Monkeys" und strickt eine TV-Serie daraus. Die Weltbevölkerung hat es mal wieder infolge eines tödlichen Virus weitestgehend dahingerafft, was die Überlebenden im Jahre 2043 dazu veranlasst, den Straftäter James Cole zurück in der Zeit zu schicken, um die Katastrophe im Vorfeld zu verhindern.

Beim Syfy-Channel bin ich ja immer ein bisschen kritisch, so recht konnte sich der Sender nämlich nach "Battlestar Galactica" nicht mehr in mein Serienherz einfinden. Mit dieser Produktion allerdings könnte das anders werden, denn mit Zeitreisen kann man mich eigentlich immer kriegen. Klar, die modernisierte Fassung atmet nicht den genial wahnsinnigen Geist, den Terry Gilliam der Vorlage eingehaucht hat, die Show arbeitet sich zumindest in den ersten Folgen eher direkt an der Vorgabe der Story ab. Und verwendet Zeitsprünge. Reichlich Zeitsprünge. Ich hatte durchaus meine Probleme, nach einer zu langen Pause zwischen zwei Episoden wieder rein zu kommen.

Vom Cast her kamen mir nur Kirk Acevedo ("Fringe") und von weiter Serienferne Aaron Stanford ("Traveler") bekannt vor, deutsche Filmfans ohne meine Kulturbanausigkeit erkennen natürlich Barbara Sukowa ("Berlin Alexanderplatz") als Wissenschaftlerin Katarina Jones. Optisch keinesfalls zu vernachlässigen: Amanda Schull ("Suits", "Pretty Little Liars"), die eine Mischung aus Nicole Kidman und Naomi Watts in ihren Jugendjahren auf den Schirm bringt.   

Ob "12 Monkeys" in die Wertungsgefilde jenseits des "befriedigend bis gut" eindringen wird, dürfte die Zeit zeigen. Bisher ist es jedenfalls sehr gefällige Unterhaltung.

WERTUNGSSCHNITT (nach fünf Episoden): 4,95 Punkte (gut -)
TENDENZ: befriedigend - gut
GUCKLISTENSTATUS: komme immer wieder gerne drauf zurück

FRESH OFF THE BOAT (SEASON 1)


Taiwanesischstämmige Familie entflieht inmitten der 90er Jahre dem Verwandtendunstkreis in Washington, D.C. durch einen Umzug nach Orlando, Florida.

Erinnert sich noch jemand an "Everybody Hates Chris"? Das in die 90er transferiert, mit Asiatamerikanern statt Afroamerikanern plus ein wenig Kulturschock - schwupp, fertig ist  "Fresh Off The Boat". Comedymäßig läuft derzeit meiner Meinung nach keine richtig überragende Show im US-Fernsehen, "Veep" war da letztes Jahr der Spitzenreiter. Und genau von dort kenne ich auch Randall Park ("The Interview"), der hier den soften Familienvater gibt, welcher sich den Traum vom eigenen Cowboy-Restaurant verwirklicht. Ganz im Gegensatz zur strengen (und knauserigen) Ehegattin, die ständig die Ausgaben und fehlenden Einnahmen kritisiert. Dazu noch drei Kids, von denen das älteste schwer HipHop-abhängig ist und die nur taiwanesisch sprechende Oma im Rollstuhl.

Kann man angesichts der Comedy-Dürre gucken. muss man aber wahrscheinlich nicht. Ich hänge noch dran, weil ich das Ehepaar und seine Streitereien mag, Asiaten im Cowboy-Fieber und mit Erfolgsdauerwelle nicht von der Hand zu weisen lustig sind und ich Ersatz brauche, weil man mir "The McCarthys" jüngst senderseits aus der Guckliste gestrichen hat. Allerdings kann ich mit dem von der Show zum Hauptdarsteller gekürten HipHop-Kid rein gar nichts anfangen. Weil ich selbst Asiaten im HipHop-Fieber nicht lustig finde.

WERTUNGSSCHNITT (nach vier Episoden): 4,63 Punkte (befriedigend)
GUCKLISTENSTATUS: auf Bewährung


BACKSTROM (SEASON 1)



Rainn Wilson ("The Office") als versiffter Ermittler mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten und schwerer Unfreundlichkeit gegenüber seinen Mitmenschen.

Das wird jetzt eher kurz, weil ich die erste Episode nach etwa 20 Minuten zuerst mal ausgeschaltet habe. Die Show will eine cool-kaputte Figur irgendwo zwischen "Dr. House", "Columbo" und Oskar aus "Männerwirtschaft" etablieren und scheitert zumindest bei mir auf ganzer Linie. Zwanghaft bemüht und nicht überzeugend in Ausarbeitung und Darbietung. Dass am Ende (ja, im zweiten Versuch habe ich die Pilotfolge geschafft) der Verdächtige auch noch in die uralte "Das können Sie doch gar nicht wissen"-Verplapperungsfalle läuft, setzte der Langeweile die Krone auf.

WERTUNG: 3,0 Punkte (mäßig)  
GUCKLISTENSTATUS: Sichtung eingestellt


SCHITT'S CREEK (SEASON 1)


Kanadische Serie um eine vermögende Familie, die alles verliert und in ein von ihr noch im Vermögensrausch gekauftes Kaff umzieht. Mit Eugene Levy und Familie.

Ach ja, Eugene Levy, die olle Augenbraue aus den "American Pie"-Filmen. Hat ja danach auch nicht unbedingt den Comedy-Olymp erklommen. Bei "Schitt's Creek" findet er sowohl vor als hinter der Kamera  reichlich Unterstützung von diversen Familienmitgliedern wie Sohn Dan oder Tochter Sarah. Nur lustig macht das die Show leider nicht.

Zwei Folgen gesehen, nur ganz milde hoffnungsvoll gelächelt und gute 40 Minuten umsonst auf einen handwerklich ordentlichen Witz gewartet. Keine Ahnung, was die Kollegen von Serienjunkies am Piloten gefunden haben.

WERTUNGSSCHNITT (nach zwei Episoden): 3,50 PUNKTE (UNTERDURCHSCHNITTLICH)
GUCKLISTENSTATUS: Sichtung eingestellt

WIEDER DA

THE WALKING DEAD (SEASON 5 EPISODE 09)

Der Wiedereinstieg nach über zwei Monaten Pause hat sich bei mir erst in der letzten Viertelstunde das "Gut" verdienen können. Denn wohin genau die Reise in der Rückrunde gehen wird, zeigen wohl erst die kommenden Episoden. Mit "What Happened and What's Going On" hat man sich zunächst einmal von einem weiteren Mitglied der verschworenen Überlebensgemeinschaft verabschiedet, was gerade gegen Ende mich dann doch emotional ein wenig am Herzmuskel zerren konnte. Ein Extra-Lob auch an die eine Slo-Motion-Szene bei dem Zombieangriff, die optisch wirklich beeindruckend gelungen ist.

WERTUNG: 5,0 Punkte (gut)

JUSTIFIED (SEASON 6)

Justified mit der finalen Staffel und wie schon am Ende der Vorgängerstaffel etabliert, läuft alles auf das große Duell Raylan Givens vs. Boyd Crowder hinaus. Mit den neuen Bösewichtern Sam "leider ohne Schnurrbart" Elliott ("The Big Lebowski") und Garret " mit prächtigem Vollbart" Dillahunt ("Raising Hope") hat man prächtige Zwischengegner für die beiden Duellanten in die Show geholt. Ich habe diverse Wiedersehen mit beliebten Gesichtern und deren spektakuläres Ableben erwartet und schon in den ersten Folgen bekommen. Das Ding läuft, die Komplettbox kann geordert werden.

WERTUNGSSCHNITT (nach vier Episoden): 5,35 Punkte (gut)

PARKS AND RECREATION (SEASON 7)

Auch hier herrscht Endzeitstimmung, denn Leslie Knopes Amtzeit geht unweigerlich dem Ende zu. Ein Zeitsprung ins Jahr 2017 und eine mysteriöse Fehde mit Ron Swanson hat mich zum Einstieg doch eher ratlos zurückgelassen. Nach der Aufklärung findet die Show aber in bessere Gefilde zurück. Dennoch: Mir läuft es zu sehr auf die Weichenstellung für die große Happy End-Verabschiedung für alle Figuren und weniger auf zünftige Ensemble-Comedy hinaus. Wenn ein Ron Swanson schon menschliche Züge annimmt und Anflüge von Gefühlsduseligkeit hat, verliert die Show einiges an Unterhaltsamkeit, die sie bisher locker jenseits der 5-Punkte-Wertungsgrenze gebracht hat.

WERTUNGSSCHNITT (nach neun Episoden): 4,93 Punkte (befriedigend +)

THE AMERICANS (SEASON 3)

Der Einstieg noch eher freundlich-gemäßigt, aber schon ab der zweiten Folge geht es wieder rund im Leben des Ehepaares Elizabeth und Philip Jennings. Neuerdings scheint man sich an für den Zuschauer schmerzhaften Momenten zu probieren, ich verweise da nur auf die Szenen mit der Leichenverstauung oder der privaten Zahnbehandlung. Uiuiui, da zuckt selbst der beinharte "The Walking Dead"-Anhänger kurz zusammen. Ist ganz schön hart, das russische Agentenleben.

WERTUNGSSCHNITT (nach drei Episoden): 5,05 Punkte (gut)


Kommentare

  1. Herrlich! Endlich gibt es hier auch mal Lyrik mit Serienbezug und nicht nur immer Fußball... ;-)

    Sehr gelungen, Herr Inishmore, sehr gelungen! :-D

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  2. Danke! Das hat halt aweilemool graad gepasst ;)
    Und auf die Reime für Justified und Better Call Saul bin ich unverhohlen ein bisschen stolz.

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  3. The Americans versuche ich aufzuholen, bin noch in der Mitte der 2. Season. Der Rest ist für mich alles neu. Allerdings bin ich bei meinen bewährten Serien Shameless, Hawaii Five-O und The 100 dran bzw. an meinem Retro-Flash (Married with Children, Moonlighting und neu Miami Vice). Und ab nächster Woche: House of Cards - Season 3. :)

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  4. Auf den ollen Francis und seine kühle Ehegattin freue ich mich auch bereits wie Republikaner auf Fox News ;)

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