Nichts als Memmen

Sehr interessanter Artikel auf Spiegel Online zum Thema Wehrgerechtigkeit. Nein, besser Wehr"gerechtigkeit".

Da fühle ich direkt ursympathische "Zu meiner Zeit war alles besser"-Gefühle in mir aufsteigen. Damals, als man mit dem Kopf unter dem Arm noch den Tauglichkeitsgrad 4 ("kommen Sie in zwei Wochen wieder, vielleicht ist er dann ja wieder dran") zugeteilt bekam. Anders als diese Weichlinge von heute, die in ihren Weltkriegs-Shootern auf dem PC alle historischen Gewehre mit Seriennummer kennen und damit die halbe Wehrmacht wegballern, aber beim Heben eines Beines komplett die Gleichgewichtskontrolle verlieren.

An meine Musterung erinnere ich mich noch gut: ich hasste Sport, mied jede unnötige Bewegung, stöhnte leicht bei den Kniebeugen und bekam T2. Sowie direkt zur Einstimmung einen Anschiss, weil ich meine Kleider nicht korrekt auf den Kleiderbügel gepackt hatte. Das trübte schon ein wenig meine Beziehung zur Bundeswehr.

Seinerzeit allerdings hat man um Vorzeigesoldaten wie mich noch leidenschaftlich gekämpft. Während meines Studiums, für das ich zurückgestellt worden war, flatterten desöfteren Einberufungsbescheide in meinen Briefkasten. Einfach so, um mal zärtlich zu sagen: "Hey du, wir denken an dich und haben dich nicht vergessen". Da konnte man schon nachvollziehen, dass auf dem Kreiswehrersatzamt vor lauter Liebestrunkenheit ein paar Akten quergelaufen waren und sie eigentlich gar keine Rechtsgrundlage für eine Einberufung hatten. Die kleinen Racker.

Ich bilde mir ja immer noch ein, dass seinerzeit, als meine Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer offiziell war, auf der Hardthöhe Trauerbeflaggung angeordnet wurde. Seit heute umso mehr.

Kommentare

  1. Tja, ich hatte einfach Pech glaube ich. Ich hab' den Trick mit dem Kafee auch probiert, mein Blutdruck war entsprechend riiiiesig nach den Kniebeugen, und auch mein Herz war doch etwas außer Rand und Band. Ich wurde zum Spezialisten weitergeschickt.

    Beim Kardiologen musste ich mich aber richtig untersuchen lassen, geschätzte 29,3 Stunden meines Lebens gingen für ihn drauf, aber auch ein angedeutetes "könnten sie nicht was für mich tun bzgl. einer Ausmusterung" ließ ihn kalt. Ach, Dumpfbacke. Dann eben nicht.

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  2. War bestimmt so ein strammer bundeswehraffiner Arzt. Kenn ich. Ich hatte Allergien, wurde auch zu einem Spezialisten geschickt. Dort wurde ich auf alles getestet, bis mir jede erdenkliche Körperstelle juckte. Und der Doc empfahl T2.

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  3. Die Musterung. Oh ja, tolle Sache das. Das erste Mal bin ich hingefahren, nur um mit mitteilen zu lassen, dass der entsprechende Arzt nicht da sei.

    Das zweite Mal wurde ich - auch nach Besuch eines Spezialisten, der sich fragte ob die Bundeswehrärzte nüchtern bei ihrer Überweisung waren - T2 gemustert und habe folglich den Wehrdienst verweigert.

    Es folgte ein interessantes Zivildienstjahr in dem ich viel über Menschen gelernt habe. Insofern kann mir die verweichlichte Jugend von heute fast Leid tun... ;-)

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  4. Hach ja ... es gab auch mal die Diskussion, ein Pflichtjahr für Mädchen einzuführen ... damals ... davon allerdings spricht niemand mehr ... was den Schluss zu´lässt: Die Jugend wird nicht mehr gebraucht ... die Babyboomers machen alles unter sich aus ... ;)

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