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Mit dem bis dato kürzesten Titel für einen Blogeintrag möchte ich auf die Anzahl der an diesem Wochenende durchgespielten Adventures hinweisen. Reviews folgen. Und zwar jetzt.

Runaway 2 - The Dream Of The Turtle












Was braucht es für ein tolles Adventurespiel?
Schöne Grafik.
Fesselnde Story.
Gelungener Humor.
Knifflige, aber auch nachvollziehbare Rätsel.
Runaway 2 stellt sich diesen Anforderungen mit dem exzellenten Vorgänger im Rücken und schlägt sich sehr respektabel.

Die liebevolle und detailreiche Comicgrafik ist so ziemlich das Beste, was mir bisher in dem Genre untergekommen ist. Man möchte fast schon allen Adventures diese Form der Darstellung verordnen und klobige 3D-Objekte bzw. -animationen (wie z.B. in Ankh) verbannen. Ebenfalls lobenswert: ausufernd lange Zwischensequenzen belohnen den Spieler für das Rätselknacken.

Über die Story darf man geteilter Meinung sein. Mir persönlich ist sie ab dem dritten der insgesamt sechs Kapitel etwas zu sehr in fantasy-trashige Gefilde abgeglitten (Tarantula, die Spinnenfrau und zwiebelsüchtige Außerirdische), den Spielspaß mindern tat dies jedoch nicht.

Der Humor kommt keinesfalls zu kurz. Reminiszenzen an Indiana Jones oder die Monkey Island-Reihe registriert der Abenteuerveteran mit wohlwollendem Kopfnicken. Bei den Charakteren sind viele aus dem Erstlingswerk wieder mit von der Partie, was für Wiedersehensfreude sorgt. Neben Langeweilern wie dem Eisbärenforscher oder den Surfer-Dudes sorgt vor allem der trottelige Sergeant O'Connor für Unterhaltung. Die Synchronisation schließlich ist tadellos.

Kommen wir zu den Rätseln. Runaway 2 bedient sich erneut einer ungewöhnlichen Rätselmechanik. Um zu verhindern, dass der Spieler wahllos Gegenstände sammelt und durch zufälliges Kombinieren ein Rätsel löst, das sich ihm erst später in der Story stellt, verweigert Titelheld Brian desöfteren die Mitarbeit. Erst wenn das Programm ein Rätsel quasi zur Bearbeitung freigegeben hat, können die zur Lösung notwendigen Aktionen durchgeführt werden. Das hat zur Folge, dass z.B. einmal erfolglos durchgewühlte Kisten plötzlich doch einen Gegenstand ausspucken. Bei Einsteigern dürfte dies zu erheblichem Frust führen; ich für meinen Teil könnte damit leben, Personen mehrfach zu befragen oder Örtlichkeiten mehrfach zu durchsuchen, wenn der obige Freischaltprozess fehlerfrei funktionieren würde und die Rätsel allesamt logisch ausgefallen wären.

Hier liegt leider, leider der Hase im Pfeffer begraben. Denn in beiden Punkten haben die spanischen Entwickler mindestens einmal ganz dick geschlampt und mir den Spielspaß übel getrübt. Neben einem Bug, der kurz vor Toresschluss zu einem Absturz führen kann, schickte mich das Programm einmal in eine Situation, aus der ich nicht herauskommen konnte. Ich sollte Essenszutaten für einen Koch sammeln, hatte mit einem Lachs gerade den Hauptbestandteil gefangen und wollte diesen abgeben. Was nicht funktionierte, weil das Programm fehlerbedingt diese Aktion nicht freigeschaltet hatte. An eine andere Zutat konnte ich wegen dieses Bugs erst gar nicht gelangen. Man kann sich meinen Ärger ausmalen, als ich nach Stunden des Herumirrens und Wahllos-Alles-Anklickens durch einen Blick in die Lösung erfuhr, in welche Endlosschleife ich geraten war. Erst das Laden eines früheren Spielstandes beseitigte das Problem.

Der zweite Bock betrifft die Rätsellogik. Ich bin ja einiges gewohnt und eher selten mit meinem Abenteurerlatein am Ende, aber Runaway 2 hat mir an einer Stelle doch ordentlich in die Weichteile getreten. Genau spoilern möchte ich nicht, aber wer auf Anhieb wusste, was er mit dem Inhalt der beiden Weinflaschen anstellen muss (nicht mit den Weinflaschen selbst, dem Inhalt!), dürfte bereits die Ebene des transzentendalen Denkens hinter sich gelassen haben.
Mir ist klar, dass man den Spieler auf seinem Weg Richtung Abspann durch ein paar eher weniger logische Rätsel aufhalten muss. Ebenfalls dazu gehören geschickt versteckte Gegenstände oder Ausgänge. Richtig ärgerlich wird es aber, wenn die Grenze zur ansatzweisen Nachvollziehbarkeit überschritten wird.

Die Folge dieser beiden Aussetzer: als Spieler verliert man ein wenig den Glauben, dass alles korrekt abläuft und verfällt schon beim ersten Anzeichen von Ratlosigkeit in den "Ich kombinier' jetzt einfach mal alles wahllos miteinander"-Modus. Ein Verhalten also, welches die Macher eigentlich ausschließen wollten, durch die Hintertür jedoch wieder fördern.

Summa summarum bietet Runaway 2 bis auf die genannten Schnitzer gelungene Unterhaltung, für den dritten Teil wünsche ich mir neben effektiverer Fehlerbereinigung vor allem die Abwesenheit der Worte "Fortsetzung folgt" zu Beginn des Abspanns. Leute, so etwas mag bei manchen TV-Serien funktionieren, aber nicht bei einem Computerspiel, in das ich über 30 Euro und viel Denkarbeit investiert habe.


Sam'n'Max Episode 2 - Situation: Comedy











Seit dem 5. Januar erhältlich, präsentiert sich die zweite Episode über den Hund mit dem Schlapphut und den höchst sonderbaren Hasen ein bisschen wie ein Produkt vom Fließband. Zur Beschreibung des neuen Werks ist "wieder" wohl das Wort der Stunde.

wieder ist die Spieldauer kurz ausgefallen (ein Abend reicht dicke aus),
wieder glänzt die Story durch Abgedrehtheit und Humor (herrliche Verhohnepipelung der US-Fernsehlandschaft)
wieder sind die Rätsel durchweg logisch,
wieder ist die Anzahl der Schauplätze sehr überschaubar geraten,
wieder lassen sich keine Gegenstände im Inventory untereinander benutzen,
wieder verwenden Sam und Max Vokabeln, für die ich ab und an den Langenscheidt konsultieren muss,
wieder fehlt es dem Oberbösewicht ein wenig an Charisma,
wieder habe ich mich insgesamt sehr gut amüsiert und unterhalten gefühlt.

Es wäre nicht fair, dieses Spiel anhand der Maßstäbe für ein Vollpreisprodukt zu bewerten. Natürlich würde ich genauso wie die zahlreichen Fans lieber ein nicht abgespecktes Abenteuer mit den beiden Protagonisten sehen, die Produzenten haben sich aber nun einmal für die Episodenform entschieden.

Ebenso wenig darf man angesichts der "2" im Titel darauf schließen, dass die aus Kinofilmen bekannte Fortsetzungsmaxime "Mehr Action, mehr Spaß, mehr von allem" greift. Im Gegenteil, Episode 2 hat sogar einen Hauch zu wenig an Veränderungen zu bieten. Die Detektei, Boscos Laden, Sybils Büro, ja sogar das Verfolgungsrennen - alle wurden sie nüchtern dem Recycling zugeführt. Anders als bei den Schauplätzen achteten die Macher Telltale Games wenigstens bei den wieder auftretenden Charakteren aus Episode 1 auf Weiterentwicklung, auch wenn diese etwas bemüht ausfiel.

Die Rätsel sind insgesamt gelungen. Es fehlt vielleicht der ganz große Knaller, dafür entschädigen die bei Fehlversuchen entstehenden komischen Situationen, deren Entdeckung zum nochmaligen Durchspielen einladen. Nicht zuletzt endet Episode 2 mit einem kleinen Hinweis auf spätere Ermittlungsarbeiten des ungleichen Duos.

Fazit: als Sam'n'Max-Fan wird man ordentlich bedient. Wer dem ersten Teil (unverständlicherweise) nichts abgewinnen konnte, dürfte von Situation: Comedy nicht geködert werden. Der nächsten Episode würden weniger Recycling und vielleicht etwas kniffligere Rätselaufgaben gut stehen. Solange der Humor und die Story weiterhin so gut funktionieren, bin ich jedoch zufrieden. Auch wenn die Sehnsucht nach einer längeren Spielzeit bleibt.

Kommentare

  1. Mir hat Runaway 2 bekanntlich ja viel Spaß gemacht. Der Endlosschleifenbug ist mir zum Glück nicht untergekommen, da ich immer die alte Adventure-Regel befolgt habe "Rede erst mit jedem über alles, bevor du was machst! Und wenn du was gemacht hast, rede gleich nochmal mit den Leuten!". ;-)
    Die Kritik an den versteckten Gegenständen und Ausgängen kann ich dagegen nur teilweise nachvollziehen. Ja, die gibt es und das ist bisweilen nervig. Aber gegenüber dem Vorgänger wurde das zu großen Teilen doch abgestellt.

    Na ja, ich freue mich jedenfalls auf Teil 3.

    Mit Sam & Max 2 kann ich übrigens nichts so recht anfangen. Mir hat die Demo von Episode 1 leider überhaupt nicht gefallen, obwohl ich den ersten Teil von 1993 wirklich sehr mag. Mir fehlt in Teil 2 einfach der schwarze Humor und die zahlreichen Anspielungen auf die amerikansiche Filmwelt. Irgendwie schade drum...

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  2. Ja, die versteckten Gegenstände kann man - wenn man innerlich darauf vorbereitet ist, alles genau zu durchsuchen - finden. Aber die Ausgänge waren schon etwas seltsam platziert.

    Beispiel O'Connor auf der Insel: im Bild sieht man riesengroß das Touristenbüro, in das man nicht rein kann und der Weg zum Sergeant ist ein Pfeil. Sonst nix, keine Andeutung, nix.

    Und wie lange ich gebraucht habe, um die Biegung auf dem Piratenschiff zu entdecken, will ich gar nicht erwähnen.

    Da du Runaway 2 ja auch durchgespielt hast, würde mich interessieren, wie du das Weinflaschenrätsel gelöst hast.

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  3. O'Connor auf der Insel ist natürlich unglücklich versteckt, aber den konnte man trotzdem schnell finden. Ebenfalls die Biegung auf dem Piratenschiff war kein Problem.

    Beim Weinfalschenrätsel musste ich aber auch in die Lösung gucken. Das ist sicherlich das dämlichste Rätsel im ganzen Spiel...

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