Seriencheck (54)

Es ist wieder wohlig warm draußen, also hurtig heraus mit dem zweiten Teil des US-Serien-Sommers, bevor Ende des Monats die Hauptsaison eingeläutet wird.  

Breaking Bad (Season 5, Episodes 01-08)
 

8 Episoden, ein fieser Cliffhanger und nun 10 Monate Wartezeit. Begeisterte Anhänger von Walter und Jesse fluchen zur Zeit schlimmer als Abnehmer von hellblau angemaltem Crystal Meth, das sie von irgendwelchen Amateurbrutzlern angedreht bekommen haben. Für mich als Fan der Show steht schon seit der dritten Staffel fest: eher schmirgeln unsere liebsten Drogenköche eine vom Reinheitsgrad her verhunzte Ladung zusammen, als dass Breaking Bad eine enttäuschende Episode abliefert.

Die erste Hälfte der 5. Staffel befasst sich schwerpunktmäßig mit den Aufräumarbeiten nach dem Abgang von Gustavo Fring und dem Aufbau einer neuen Produktionskette. In dem Geschäftsbeziehungsdreieck aus Walter, Jesse und Mike schwelt genug Konfliktstoff für spannende Episoden mit gewohnt bedeutungsschwangerer Optik. Dass Showrunner Vince Gilligan weiterhin auf exzellente schauspielerische Leistungen (Emmy for Jonathan Banks, anyone?) setzen und den Zuschauer mit u.a. einem Flash Forward als Einstiegssequenz, dem schockierenden Schlussakt eines Güterzug-Ausraubs und brodelnden Dialogen zu fesseln vermag, untermauert die aktuelle Ausnahmestellung dieser Serie.

Was mir allerdings ein wenig fehlte, war die Gefahr von außen. Madrigal, der mächtige deutsche Konzern aus Hannover, der alle Fäden in der Hand zu halten scheint, wird zwar in einer Episode thematisiert. Probleme für Walts neues Projekt bereitet er allerdings nicht. Eher droht nun endgültig Ungemach von Schwager Hank, wie die letzte Folge unmissverständlich andeutet. Womit wir bei den Wertungen wären: fast alle Episoden gut bis sehr gut, überragend "Madrigal" (von der ich mir aber im Rückblick mehr Auswirkungen erwartet hätte). Der Haken? Für mich leider das "kleine" Finale, bei dem ich mit einem derben Knaller gerechnet hatte, einem Faustschlag in die Magengrube des Zuschauers mit freundlichen Grüßen von Mr. Gilligan. Ich habe mir -kein Witz- mit kribbeligen Fingern alle paar Sekunden die Restlaufzeit der Folge anzeigen lassen und war umso angespannter, desto näher es gegen 0 ging. Von daher kann man vielleicht verstehen, dass ich von der letzten Szene etwas enttäuscht war, was sich auch in der Wertung widerspiegelte und so die 6-Punkte-Gesamtwertung verhinderte. Aber vielleicht entwickelt sich die Story nach der Pause noch ganz anders, als wir das alle jetzt erwarten und Vince erwischt uns grinsend doch noch auf dem falschen Fuß.

Gesamtwertung nach 8 Episoden: 5,73 Punkte (sehr gut) 

The Exes (Season 2)


Ja, ich habe es wieder geguckt. Nein, man muss es sich wirklich nicht antun, wenn man nicht wie ich Donald "Turk" Faison oder Wayne "Newman" Knight gerne im Fernsehen wiedersehen möchte. "The Exes" bleibt eine bestenfalls aus Nostalgikersicht nette, schlimmstenfalls gnadenlos veraltete Sitcom, deren Storybögen schon in den frühen 90ern als überspannt und ausgenudelt galten. Zur ersten Staffel hat sich also wenig geändert. Okay, David Alan Basche hat sich besser in das ehefrauenlose Trio eingebracht, dafür nervt Kristen Johnston weiterhin stellenweise ordentlich. Erwähnenswert sei noch zweierlei:

1) Ich verleihe der Show offiziell den heiß tropfenden Käsebandorden für das cheesigste Intro einer TV-Serie. Bitte hier selbst ansehen und betroffen reagieren. Hinweis: der Song wird nicht von Donald Faison gesungen (was ich lange Zeit selbst angenommen habe), sondern von einem Typen namens Chrystopher Ryan Johnson.
2) Wer sich auf die Folge S2E11 "He's Gotta Have It" freut, weil dort das Bromance-Duo aus Donald Faison und Zach Braff wieder zusammenkommt: gerade die Episode fand ich ziemlich schwach.

Gesamtwertung: 3,96 Punkte (durchschnittlich)

The Newsroom (Season 1)


Will McAvoy (Jeff Daniels), Republikaner und Nachrichtenchef bei einem eher durchschnittlichen Sender namens ACN, hat die Nase voll. Von der Art, wie seine Show "News Night" Nachrichten versendet. Von den Republikanern und ihrer radikal konservativen Absplitterung namens Tea Party. Von den Amerikanern, die ihr Land für das großartigste der Welt halten, ohne es begründen zu können. Zusammen mit einer frischen, jungen Crew, einer neuen Produzentin/seiner alten Liebe MacKenzie (Emily Mortimer) und dem kauzigen Vorgesetzten Charlie (Sam Waterston) will er mit seinem Projekt "News Night 2.0" ehrbaren Journalismus über wichtige Themen anbieten, ohne sich dem Zeitgeist und der Boulevardisierung der Nachrichten anzubiedern. Was bei den Bossen ganz oben nicht allzu gut ankommt.

"The Newsroom" ist das neue Showvehikel von Aaron Sorkin. Was bedeutet: es gibt Dialoge satt für die Fans, die gerne in den von Sorkin gebuddelten Schützengraben zwischen Republikanern und Demokraten ausharren, um die Wortgefechte der Protagonisten mit großen Augen und Ohren zu verfolgen. Untertitel sind Pflicht, Kenntnisse des amerikanischen Politikbetriebs ebenso. Kein leichter Stoff also für Europäer.

Ich selbst kenne von Sorkin nur "The Social Network", für den er bekanntlich einen Oscar erhielt. "The West Wing" habe ich gar nicht gesehen, "Studio 60 On The Sunset Strip" nur kurze Zeit ausgehalten. Von daher reihe ich mich weder in die Reihe der Sorkin-Hasser noch der der Sorkin-Fanboys ein. Beide Fraktionen sind bei "The Newsroom" übrigens reichlich vertreten, was ich so gelesen habe. Meine Einschätzung der Show hingegen ist zwiegespalten:

Auf der einen Seite ist es interessant, wie gerade - pünktlich zum präsidialen Wahlkampf - die republikanische Tea Party mit ihren kruden Thesen analytisch auseinander genommen wird. Manche Dialoge sind wirklich toll geschrieben, Sam Waterston sorgt mit seinem trockenen Witz für Auflockerung, die realen Meldungen und ihre Aufarbeitung gehen an die Nieren (etwa der Anschlag auf Gabrielle Giffords), Jeff Daniels gefällt als unbequemer, fast schon ungeliebter Chef, der immer einen Querschläger im verbalen Köcher mit sich führt.

Auf der anderen Seite hingegen stören die übermäßig vielen, ausgewalzten Büroromanzen und - verwicklungen, die eher peinlichen Storymomente (wie etwa die aus Schusseligkeit an alle Beschäftigten im Sender verschickte Liebesmail) und wenig packend gestrickte Nebenhandlungen (das Finanzgedöns, der Troll- und Bigfootforscher, der Psychologe, die neue Debattenform). 20 Minuten weniger pro Episode hätten "The Newsroom" vielleicht richtig gut getan.

Von meiner Bewertungswarte her gefiel mir der Pilot noch am besten und bekam 5,5 Punkte. Der Rest lag in einer Bandbreite von 4,0 bis 5,0, weil alle Stärken von Schwächen getrübt bzw. Schwächen von Stärken wieder ausgebügelt wurden. Insgesamt landet die Show so im Bereich von "befriedigend" und wenn Mr. Sorkin sich etwas mehr auf die starken Aspekte konzentriert, geht es vielleicht die Wertungsskala weiter nach oben.

Gesamtwertung: 4,70 Punkte (befriedigend)

Weeds (Season 8)


Hier muss ich mich leider kurz fassen und eine Wertung außen vor lassen. Meine letzte komplette Staffelerfahrung mit Ms. Botwin und Anhang war die fünfte und die fiel ziemlich glatt durch mein Geschmacksraster. Zum Auftakt der 8. Season schaute ich nochmal rein und war angenehm überrascht, was die Autoren aus dem Cliffhanger der letzten Staffel gemacht haben. Seltsam, witzig, aber auch spannend kam mir S8E01 "Messy" unter die Augen. Ein paar Folgen später ließ das Kribbeln aber wieder nach und weiter als Episode 4 bin ich nicht gekommen. Keine Ahnung, ob ich nochmal einsteigen werde.Wenn ja, gebe ich hier drin Bescheid. Wer die Serie weiterverfolgt und Worte voller Begeisterung dazu äußern möchte, nur her damit!

Gesamtwertung: - (auf Halde)


Kommentare

  1. Ich darf nicht Inis Einschätzung zur neuen "Breaking Bad"-Staffel lesen, ich darf nicht Inis Einschätzung zur neuen "Breaking Bad"-Staffel lesen, ich darf nicht Inis Einschätzung zur neuen "Breaking Bad"-Staffel lesen... argh! Noch nie ist es mir so schwer gefallen zu warten! Aber im Moment bin ich ganz gut mit den älteren Serien bedient und werde bis zum Erscheinen auf DVD hoffentlich nicht gespoilert.

    Es erstaunt mich, dass du "The Newsroom" so relativ schwach einschätzt. Darauf freue ich mich auch schon sehr, bin aber auch Sorkin-Fanboy und habe auch bei "The West Wing" die teils seltsamen Nebenhandlungen à la Bigfoot usw. gemocht.

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  2. Uiuiui, das wird schwer, solange auf den DVD-Release der Breaking Bad-Staffel zu warten. Ich könnt's nicht, zumal der Termin erst so ungefähr in 1 1/2 Jahren sein dürfte und die Show meinem rein subjektiven Gefühl nach mittlerweile von jedem geguckt wird, der US-Serien mag.

    Umgerechnet auf deine Wertung würde "The Newsroom" wohl bei knapp 8 Punkten landen. Falls du mal die Zeit für die 10 Episoden einräumen kannst, wäre ich sehr gespannt auf deine Sicht der Dinge.

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